GETESTET 2020: Mikrobiom-Test-Kits

MyMicrobiome testet Produkte für das Mikrobiom, gibt euch wertvolle Tipps und Stoff zum Nachdenken. Hierfür stellen einige Firmen Ihre Produkte auch kostenlos zur Verfügung – Danke! Das hat aber keinen Einfluss auf unsere unabhängige und neutrale Berichterstattung. Viel Spaß beim Lesen!

Mikrobiom Testkits unter der Lupe – Klappe, die zweite

Wir haben wieder einige Mikrobiom-Testkits für euch ausprobiert und ausgewertet. Im Resümee unserer ersten Auswertung 2018 hieß es, dass dringend allgemeingültige Standards für die Mikrobiom-Analysen und Probenahmen notwendig sind, um kongruente Ergebnisse zu erhalten. Das halten wir für umso wichtiger, wenn auch der Personenkreis mit konkreten gesundheitlichen Problemen die Ursachen hierfür aufspüren und Lösungen finden will (und oft enttäuscht ist von den teilweise begrenzten schulmedizinischen Möglichkeiten).

Deshalb sind wir diesmal etwas mehr ins Detail gegangen, haben den wissenschaftlichen Background näher beleuchtet und hatten außerdem eine Testperson mit umfangreicher Symptomatik am Start. Neben dem Vergleich von allgemeinen Kriterien und Qualität der Methodik wollten wir herausfinden, ob sich die Probleme unseres Probanden in den Ergebnissen widerspiegeln und wie brauchbar die ausgegebenen Ernährungsempfehlungen sind.


Folgende Anbieter haben wir mit einbezogen

Da in diesem Jahr der Testbericht eindeutig zu ausführlich geworden ist, haben wir für euch nochmal Einzelauswertungen hochgeladen. Hierzu einfach auf den entsprechenden Anbieter klicken und als PDF herunterladen:

  • Atlas Biomed, Gesundheitsunternehmen aus London, Großbritannien
    (Gründungsjahr 2016) (Testwiederholung)
  • BIOMES, Biotechnologieunternehmen aus Berlin, Deutschland
    (Gründungsjahr 2017) (Testsieger unserer ersten Untersuchung 2018)
  • Elsavie, Warenzeichen der TFTAK (Center of Food and Fermentation Technologies, CFFT, seit 2012 Mikrobiom-Testungen) aus Tallinn, Estland
    (Gründungsjahr des Warenzeichens 2019) (Testwiederholung)
  • myBioma, Unternehmen aus Wien, Österreich
    (Gründungsjahr 2018)
  • VIOME, US-amerikanisches Unternehmen
    (Gründungsjahr 2016)

 

Unsere Testperson

Unsere Testperson ist männlich, knapp über 50 Jahre alt und untergewichtig. Der Stuhltyp schwankte in den Tagen vor der Probenahme zwischen Bristol 2, 4 und 6; bei Probenahme war der Typ 2.

  • Unverträglichkeiten: Milchzucker, Milcheiweiß, Fruktose, Kaffee, Alkohol
  • Symptome: Darmkoliken, Durchfälle, Blähungen, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Depressionen
  • Diagnosen auf Grundlage einer Allergen- und Stoffwechselanalyse: Mitochondriopathie, Leaky-Gut-Syndrom
  • Ernährung: vollwertig-biologisch, viel Gemüse, Obstverzicht, glutenfrei, Biofleisch

 

Danach haben wir geschaut

1. Allgemeines Drumherum

  • Preis
  • Bestellung
  • Verfügbarkeit
  • Websitesprache
  • Handling bei der Probenahme
  • Versand
  • Analysedauer

2. Qualität der Methodik bei Analyse und Auswertung:

  • Stabilisationslösung für die Probe vorhanden?
  • Wird eine Leerprobe zur Qualitätskontrolle mitgeführt?
  • Identifizierungsmethode
  • Taxonomisches Level (bis zur Unterart?)
  • Qualität der zur Analyse herangezogenen Datenbanken
  • Gibt es einen Fragebogen zur persönlichen Situation der Testperson und wie sehr geht dieser ins Detail?
  • Hinweis auf die Aussagekraft des Tests (Lifestyle- oder Medizinprodukt)

3. Ergebnisse

  • Ausgabeform
  • Übersichtlichkeit
  • Verständlichkeit (für Laien)
  • Wissenschaftliche Herleitung
  • Werden Literaturquellen offengelegt?
  • Wird eine Liste aller identifizierten Mikroben mit prozentualen Anteilen zur Verfügung gestellt?
  • Wie sinnvoll und hilfreich sind die Ernährungsempfehlungen und wird eine persönliche Beratung angeboten (doppelt gewertet)?

Zusätzlich: Vergleich einzelner Ergebnisinterpretationen bzw. Rohdaten und Einschätzung der Aussagekraft hinsichtlich der Hauptproblematik der Testperson (Leaky-Gut-Syndrom)

Resumee

Fast alle Unternehmen sind noch als jung zu bezeichnen, befinden sich also möglicherweise noch in der Entwicklungsphase. In fast allen Fällen verlief die Kommunikation mit MyMicrobiome fantastisch, lediglich bei VIOME kann diese eigentlich als nicht existent bezeichnet werden. Bis auf VIOME waren auch alle sehr an der Teilnahme an unserem Test interessiert, beantworteten Fragen unsererseits und es zeigte sich, dass hier stetig nachgebessert wird. Da wir uns mit unserer Auswertung Zeit gelassen haben, fragten wir nach Aktualisierungen, die uns dann im gegebenen Fall auch zeitnah nachgereicht wurden.

Jeder Testkit und jede Analyse weist sowohl Schwächen als auch Stärken auf. Wir haben insgesamt 21 Kriterien mit „hervorragend“, „gut“, „verbesserbar“ oder „Verbesserung dringend empfohlen“ bewertet. Für die abschließende Gesamtwertung haben wir jeweils die Bewertung mit dem größten Anteil genommen, wobei „hervorragend“ doppelt als gut gezählt wurde. Die Anzahl an Zusatzpunkten hinsichtlich der Aussagekraft wurde zu den Wertungen mit gut addiert. Bei Gleichstand entschied das Vorhandensein einer hervorragenden Wertung, ob die bessere oder schlechtere Gesamtwertung/Platzierung genommen wurde. Hinsichtlich des Rankings entschied bei Gleichstand zwischen 2 Unternehmen (zum Beispiel Atlas Biomed und VIOME jeweils 11-mal gut) die schlechteste Wertung (Verbesserung dringend empfohlen) über die Platzierung.

Wir fragen uns abschließend, woraus die unterschiedlichen Werte der Rohdaten resultieren, wo doch fast alle die gleichen Techniken zur Identifizierung verwenden. Zum einen könnte die Art der Probenahme überdacht werden. Zum anderen müsste für eine Standardisierung der Mikrobiom-Analyse der Fokus auch auf die genutzten Datenbanken und Algorithmen gelegt werden.

Und erst bei einer umfassenden Überarbeitung und Erweiterung der Analyse durch passgenauere Algorithmen und künstliche Intelligenz (hierfür sind wir allerdings keine Experten) macht es wahrscheinlich auch Sinn, gezielte Fragen nach persönlichen Besonderheiten zu fragen. Denn ebenso unstimmig erscheinen uns die Ernährungsempfehlungen, obwohl im Fragebogen, wenn vorhanden, auch dieser Bereich thematisiert wurde. Häufig wurde die gesundheitliche Konstitution in Bezug auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht berücksichtigt. Zum anderen ernährt sich die Testperson in großen Teilen bereits seit vielen Jahren so, wie es empfohlen wird (unter Ausschluss der unverträglichen Lebensmittel) und hat dennoch keine Linderung in der Symptomatik erfahren. Hier zeigt sich wohl, dass bei gravierenden Erkrankungen, wie etwa dem Leaky-Gut-Syndrom, nur eine ganzheitliche Diagnostik weiterhelfen kann.

Gesamtübersicht herunterladen

Wir haben hier auf der Website die Ergebnisse nur grob zusammengefasst. Laden Sie unseren kompletten Testreport herunter, um detailliertere Informationen zu erhalten:

Last, but not least, wollen wir an dieser Stelle noch einmal betonen, wie wichtig die wissenschaftliche Methodik ist, wenn es darum geht, frei auf dem Markt verfügbare Angebote wahrzunehmen, die sich um die Einschätzung der persönlichen Gesundheit drehen. Wer ohne medizinische Beratung einen Nutzen daraus ziehen will, sollte genau hinschauen, bevor er Geld ausgibt.

Wir finden die Entwicklungen in der Mikrobiom-Forschung äußerst spannend und zukunftsweisend. Deswegen halten wir auch an unserem Vorhaben fest, weiterhin in regelmäßigen Abständen Tests durchzuführen und davon zu berichten.

Stefanie Wiesshak
Autorin

Stefanie Wiesshak arbeitete als Technische Assistentin im Bereich Mikrobiologie und Biochemie und studierte außerdem Geowissenschaften. Heute bietet sie freiberuflich Texterstellung, Lektorat und Design an.

Dr. Kristin Neumann
Wissenschaftliche Betreuung

Autorin & Co-Founder MyMicrobiome
Entwickelte den ersten und einzigen Standard für Mikrobiom-freundliche Haut- und Pflegeprodukte.

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