Wie sind wir hierhergekommen? Der Einfluss unserer Mutter auf unser Mikrobiom
Wie ihr vermutlich wisst, können wir ohne die Billionen von Mikroben, die in und auf unserem Körper leben, nicht überleben, da sie alles von unserer Darm- und Hautgesundheit bis hin zu unserem Immunsystem beeinflussen. Aber habt ihr euch schon einmal gefragt, wie wir diese Mikroben überhaupt erhalten? Um das herauszufinden, müssen wir ganz an den Anfang zurückgehen...
Schwangerschaft und das vaginale Mikrobiom
Alles beginnt mit unseren Müttern. Die Forschung zeigt die zentrale Rolle des vaginalen Mikrobioms für die Erstbesiedlung des Säuglingsmikrobioms. Während im Vergleich zu anderen Mikrobiomen bereits eine geringere mikrobielle Vielfalt in der Vagina besteht, ist eine normale Schwangerschaft durch eine stabilere bakterielle Zusammensetzung des Vaginalmikrobioms gekennzeichnet als bei nicht schwangeren Frauen. [1] Bestimmte Merkmale des vaginalen Mikrobioms, wie die Dominanz von L. crispatus, können sich während der Schwangerschaft verändern und so das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, wie Frühgeburten, erhöhen. [2]
Vaginale Geburt vs. Kaiserschnitt
Im Geburtskanal kommt das Baby mit der Vaginal- und Darmflora der Mutter in Kontakt, die auf seine Haut und in seinen Mund gelangen und so sein Mund-, Darm- und Hautmikrobiom besiedeln. [3] Bei einem Kaiserschnitt hingegen, ist der erste mikrobielle Kontakt des Babys die Krankenhausumgebung und die Haut der Mutter.
Daher ist, je nach Art der Entbindung, das Mikrobiom der Neugeborenen unterschiedlich zusammengesetzt. Kaiserschnitte, die weltweit mehr als jede fünfte Geburt (21 %) ausmachen [4], werden mit negativen gesundheitlichen Folgen wie einem erhöhten Risiko für Adipositas, entzündliche Darmerkrankungen und anderen Immun- und Stoffwechselstörungen in Verbindung gebracht. [5]
Vaginal Seeding
Je mehr die Bedeutung des vaginalen Mikrobioms für die Gesundheit des Neugeborenen erkannt wird, desto bekannter wird „Vaginal Seeding“. Im Jahr 2021 zeigte die erste Langzeitstudie, dass sich die Mikrobiota der per Kaiserschnitt geborenen Säuglinge langfristig naturalisiert, wenn diese direkt nach der Geburt mit dem Vaginalsekret der Mutter eingerieben werden. [6]
Stillen und darüber hinaus
Mit dem Stillen wird die Besiedlung des Mikrobioms fortgesetzt. Auch hier finden sich Unterschiede in der mikrobiellen Zusammensetzung: zwischen Säuglingen, die gestillt vs. mit der Flasche gefüttert werden. [7, 5] Der Kontakt mit Mikroben ist bei Kindern unter 3 Jahren besonders hoch, da sie auf dem Boden krabbeln und alles in den Mund nehmen, um die Welt zu erkunden. Mit 3 Jahren sind die Mikrobiota dann ähnlich wie bei Erwachsenen. [5]
Alles in allem: Wenn die Mikrobiome der Mütter nicht gesund sind, kann dies langfristige negative gesundheitliche Folgen für zukünftige Generationen haben.
Sources / References:
- https://microbiomejournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/2049-2618-2-4
- https://www.nature.com/articles/s41598-022-26058-5
- https://www.rbmojournal.com/article/S1472-6483(17)30187-6/pdf
- https://www.who.int/news/item/16-06-2021-caesarean-section-rates-continue-to-rise-amid-growing-inequalities-in-access
- https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2014.00427/full
- https://www.cell.com/med/fulltext/S2666-6340(21)00203-8
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7393601/
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