von Lisa Keilhofer

Streng limitierte Reserve-Antibiotika werden in tierischen Produkten verwendet

Hähnchenschenkel mit Antibiotika
Ein Hähnchenschenkel wird, bevor er beim Verbraucher landet, gewissermaßen in einem Antibiotika-Mix paniert. Foto: Lukas von Pexels.com

Der Bayerische Rundfunk berichtete im IQ Magazin vom 19. November über ein interessantes Phänomen die Antibiotika Resistenz betreffend.

Grundsätzlich ist der Wissenschaft schon von der Entdeckung des Antibiotikums an und der breiten Bevölkerung allmählich auch hinlänglich bekannt, dass die Wunderwaffe Antibiotikum nur so lange wirkt, bis sich Resistenzen gebildet haben. Es ist davon auszugehen, dass die längste Wirkungszeit bereits um ist und ein Ende der sinnvollen Nutzungsdauer absehbar ist. Auch der Grund ist bekannt: Antibiotika werden einerseits inflationär verwendet, gleichzeitig aber häufig zu schnell wieder abgesetzt. Die Bakterien, die eigentlich unschädlich gemacht werden sollen, aber noch nicht ganz abgetötet sind, können Resistenzen entwickeln. Das Ergebnis: die Resistenz nimmt ständig zu.

Reserve Antibiotika sollen Notfälle abfedern

Aus diesem Grund gibt es sogenannte Reserve Antibiotika. Diese werden normalerweise nicht verwendet und sollen gewissermaßen als letzte Rettungsmaßnahme greifen, wenn etwa ein Patient gegen gängige Antibiotika resistent ist. In Medizin und Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass die Verwendung dieser Notfall-Medizin deswegen unter keinen Umständen ebenso inflationär ausarten darf wie die des „normalen“ Antibiotikums. Nicht so in der Produktion von tierischen Lebensmitteln!

Notfall Medizin wird in Lebensmittelerstellung verramscht

Nun ist aber aufgefallen, dass vor allem in der Lebensmittelproduktion der Einsatz von Antibiotika bislang zumindest in Deutschland nicht so stark reglementiert war (Hinweis: Die Regelungen sind Ländersache, d. h. die Ausführungen beziehen sich auf Deutschland. In einer früheren Version fehlte dieser Hinweis, sodass der Eindruck entstehen konnte, es handle sich um ein weltweites Problem). Ein Hähnchenschenkel wird, bevor er beim Verbraucher landet, gewissermaßen in einem Antibiotika-Mix paniert. Damit haben Toxoplasmen, Salmonellen und andere unliebsame Gäste keine Chance, was den Verbraucher freut, vor allem aber die Lebensmittelhersteller auf Nummer sicher gehen lässt. Toxoplasmen und Salmonellen haben nämlich durch Erhitzen, wie es beim Kochen oder Grillen, also bei der ganz normalen Verarbeitung geschieht, ohnehin keine Überlebenschance. Es ist also schon der Einsatz von regulärem Antibiotikum etwas über das Ziel hinausgeschossen. Aber, schlimmer noch, Untersuchungen ergaben, dass hier auch Reserve-Antibiotika arg- und sorglos verwendet werden. So gelangen die wertvollen Notfall-Präparate völlig sinnlos in das menschliche System, wo Bakterien in Ruhe Resistenzen bilden. Reserve Antibiotika sind also in einem echten Notfall womöglich nicht mehr einsatzfähig.

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt?

Natürlich ist diese Erkenntnis als solche schonmal wertvoll. Die EU Kommission hat nun auch reagiert und will den Einsatz stärker reglementieren, als das bisher der Fall war. Das Gesetz ist aber noch nicht endgültig verabschiedet, wie es also konkret aussehen wird, bleibt abzuwarten. Was bleibt dem Verbraucher übrig? Auf jeden Fall keine industriell verarbeiteten Produkte oder Supermarkt-Ware kaufen. Wenn schon Fleisch, dann am besten direkt vom Erzeuger oder vom Metzger des Vertrauens. Denn wie gesagt, ein Hähnchenschenkel, der nicht roh gegessen wird, ist völlig ungefährlich und richtet im Zweifelsfall mit Antibiotikum viel mehr schaden an als ohne.

Lisa Keilhofer
Lisa Keilhofer
Autorin

Lisa Keilhofer studierte an der Universität Regensburg. Sie arbeitet im Bereich Internationalisierung und als freiberufliche Lektorin.

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