Schwarzspitzenriffhai erweist sich als quasi unverwundbar
Ein Forscherteam der King Abdullah University of Science and Technology in Saudi-Arabien fand in >>> Experimenten an Schwarzspitzenriffhaien um die Seychellen heraus, dass das Mikrobiom von verletzten Tieren in seiner Zusammensetzung genau dem gesunder Tiere entspricht und daher offenbar Infektionen und Entzündungen vorbeugt. Diese Erkenntnis wurde im September 2019 von >>> Animal Microbiome veröffentlicht.
Die Forschergruppe nahm für Ihre Untersuchungen Proben aus den Kiemen und Rücken der Tiere.
In einem Sequenzierungsverfahren wurden anschließend die Bakterien ermittelt, die das Mikrobiom enthält. Anschließend wurden die Proben gesunder Tiere mit den Proben verletzter Tiere verglichen. Die leitende Forscherin, Postdoc Claudia Pogoreutz, zeigte sich überrascht vom Ergebnis: es konnte kein Unterschied zwischen gesunden Rücken bzw. Kiemen und verletzten Partien festgestellt werden. Es zeigte sich also, dass sich Haifisch-Haut nicht so leicht entzündet oder sonstige Infektionen einfallen und über die Wunde in der Haut den Körper beeinträchtigen.
Das klingt zunächst einmal banal, erweist sich aber mitunter als evolutionärer Vorteil, denn es kommt im Tierreich nicht selten vor, dass ein Individuum nicht durch die eigentlichen Verletzungen stirbt, sondern durch die anschließend zugezogenen Infektionen. Es gibt sogar sogenannte Aasfresser unter den Fischen, die ihre zukünftige lebende Nahrung gezielt verletzen, sodass das auserwählte Opfer an den Folgeinfektionen verendet und dann als Aas gefressen werden kann. Klingt gemein?
Aber der Hai scheint gegen dieses fiese Spiel eine Strategie gefunden zu haben. Seine Verletzungen infizieren sich schlicht nicht. Unsere Überschrift vom unverwundbaren Hai ist also natürlich etwas übertrieben, denn auch ein Hai kann an mechanischen Verletzungen zu Grunde gehen. Aber zumindest hat er offenbar ein bewährtes Mittel (in Form von Mikroben) gefunden, sich gegen tödliche Infektionen zu schützen.
Handelt es sich um eine spezielle Konstellation in dieser Gegend?
In der Folge untersuchte die Forschungsgruppe weitere Haie ein paar Kilometer vom eingangs untersuchten Lebensraum entfernt. Interessanterweise bleiben nämlich Haie in aller Regel in ihrem Stammgewässer und vermischen sich nicht mit anderen Populationen. Schon wenige Kilometer weiter kann also ein komplett anderes Vorkommen möglich sein. Der Vergleich sollte zeigen, ob eine bestimmte Konstellation aus Licht, Nährstoffgehalt, Wassertemperatur, Populationsdichte und so weiter für dieses spezifische „Unverwundbarkeits“-Mikrobiom verantwortlich sein könnte.
Diese untersuchten Tiergruppen zeigten natürlich ortsspezifische Veränderungen in ihrem Hautmikrobiom, wiesen aber dasselbe Phänomen der unveränderten Zusammensetzung auf gesunder und verletzter Haut aus. Es scheint also kein glücklicher Zufall dieser Seychellen-Haigruppe zu sein, sondern für alle Haie zu gelten.
Was diese Erkenntnis für uns bedeutet
Claudia Pogoreutz bilanziert: das Mikrobiom scheint einen Einfluss auf die Wundheilung der Haie zu haben. Welche Bakterien konkret dafür verantwortlich sind, dass Infektionen abgewehrt werden, ist bislang nicht bekannt. Auch, welche äußeren Einflüsse diese Widerstandskraft begünstigen, konnte noch nicht genau geklärt werden. Und ob diese Erkenntnisse in der Zukunft für medizinische oder kosmetische Anwendungen am Menschen genutzt werden können, ist natürlich noch einen weiteren Schritt entfernt. Aber die bisherigen Erkenntnisse legen nahe, dass weitere Forschungen interessante Ergebnisse liefern könnten.
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