von Lisa Keilhofer

Periorale Dermatitis: Eine Volkskrankheit und ihre Ursachen

Im Volksmund heißt sie Stewardessenkrankheit: Periorale Dermatitis betrifft vor allem Frauen und überwiegend solche, die großen Wert auf ihr Äußeres legen und deswegen mit zu vielen und falschen Kosmetika ihre Gesichtshaut schädigen. Die Behandlung erfolgt meistens mit Antibiotika. Betroffene klagen vor allem über die Belastung durch ein „Entstellt-sein“ im Gesicht und die damit einhergehenden psychischen Beeinträchtigungen.

Warum Stewardessen als Namensgeber herhalten müssen

Periorale Dermatitis äußert sich in Hautrötung und entzündeten Pusteln um den Mund oder – im Falle einer perinasalen bzw periokularen Dermatitis – auch an der Nase oder um die Augen (1). Die befallenen Stellen jucken und spannen unangenehm; abgesehen davon und von der optischen Beeinträchtigung ist periorale Dermatitis aber ungefährlich und nicht ansteckend. Der Ausschlag ähnelt Akne, Rosacea oder aber auch der Gürtelrose, weshalb die Begriffe Rosacea-artige Dermatitis oder Mundrose als Synonyme verwendet werden. Die Pusteln treten meist chronisch auf, teilweise auch in wiederkehrenden Schüben.

Die Ursachen für periorale Dermatitis sind nicht abschließend geklärt, aber es gibt eine Reihe von Umständen, die als Auslöser oder Risikofaktoren gelten: Vor allem gilt überpflegte Haut als besonders anfällig. Dieser Umstand in Zusammenhang mit dem hohen Anteil an weiblichen Patienten brachte im Volksmund den Begriff „Stewardessenkrankheit“ hervor. Durch die übermäßige Anwendung von Cremes mit ungeeigneten Inhaltsstoffen wird der natürliche Schutzmantel der Haut angegriffen und zerstört. Die Folge sind die bekannten Pusteln der perioralen Dermatitis.

Weitere mögliche Auslöser für periorale Dermatitis

Neben der extremen Anwendung von Pflege- und Kosmetikprodukten gelten auch Sonneneinwirkung, hormonelle Präparate, wie die Anti-Baby-Pille, Pilzbefall der betroffenen Hautstellen, aber auch intrinsische Faktoren wie psychische Belastung als Auslöser (2). Wie bei den meisten Krankheiten gilt eine Kombination aus mehreren Faktoren als der wahrscheinlichste Auslöser. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass bei einem Befall immer das Mikrobiom der Gesichtshaut gestört ist, wobei Ursache und Wirkung nicht abschließend geklärt sind.

Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass der entzündlichen Hautkrankheit Vorschub geleistet wird, wenn man die ohnehin sensible Gesichtshaut häufig dem Einfluss von Produkten aussetzt und die fein austarierte Balance des Mikrobioms aus dem Gleichgewicht bringt. Wird die „vorgesehene“ Besiedlung der betroffenen Hautpartien dezimiert, gewährt dies Pathogenen Vorschub, die entzündliche Reaktionen auslösen können. Aber auch das „Austrocknen“ oder „Überfetten“ der Hautpartien kann zu Intoleranz-Reaktionen, meist in Form von einem entzündlichen Ausschlag, führen (3).

Behandlung der perioralen Dermatitis

Im Rahmen der Behandlung erhält der Patient (oder die Patientin, in den meisten Fällen), für mehrere Wochen ein Kosmetikaverbot. Das allein führt oft schon zum Erfolg, die größte Herausforderung besteht für Betroffene darin, der Versuchung zu widerstehen, durch weiteres Cremen den Juckreiz zu lindern oder durch Überschminken die Pusteln und Papeln zu kaschieren. Da vor allem Frauen betroffen sind, die großen Wert auf ihr Äußeres legen und daher von vornherein zu viel Produkte angewendet haben, ist diese Zeit des Nichts-tun-dürfens und Entstellt-seins für viele Betroffene auch mit einer gewissen psychischen Belastung verbunden.

Um die Heilung zu beschleunigen, wird deswegen oft Antibiotikum verschrieben. Wie immer sollte das Antibiotikum nur zum Einsatz kommen, wenn es unbedingt nötig ist und dafür aber für die gesamte Dauer der verschriebenen Anwendung eingenommen bzw. aufgetragen werden. Andernfalls bilden sich leicht Resistenzen und die Krankheit kann chronisch verlaufen oder in Schüben erneut auftreten.

Zur Vorbeugung auf das Mikrobiom der Gesichtshaut achten

Am besten ist natürlich, die Haut gar nicht erst so weit zu beeinträchtigen, dass eine periorale Dermatitis auftritt. Dies kann durch gezielte Minimierung der Pflegeprodukte erfolgen. Diejenigen, auf die man nicht verzichten kann und will, sollten Mikrobiom-freundlich sein und das Mikrobiom der Gesichtshaut in ihrem natürlichen Gleichgewicht lassen.

Sonnencreme ist grundsätzlich empfehlenswert, da häufige, direkte Sonneneinstrahlung die Haut massiv beeinträchtigt. Dennoch ist bei der Wahl der Sonnencreme Vorsicht geboten, von stark Produkten mit ungeeigneten UV-Filtern ist in jedem Fall abzuraten (mehr dazu in unserem Sonnencreme-Artikel.

Auf das Rauchen zu verzichten, sich gesund zu ernähren, den Kontakt mit aggressiven Substanzen zu meiden - all dies sind Gesichtspunkte, die eine periorale Dermatitis nicht allein auslösen oder vermeiden können, mit vielen weiteren Faktoren können sie aber das Risiko einer Erkrankung steigern. Wer sein Mikrobiom berücksichtigt, schafft auf jeden Fall eine gute Grundlage für eine stabile Hautgesundheit.

Lisa Keilhofer
Lisa Keilhofer
Autorin

Lisa Keilhofer studierte an der Universität Regensburg. Sie arbeitet im Bereich Internationalisierung und als freiberufliche Lektorin.

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