Lass sie dir nicht zu Kopf steigen… Schuppen und das Kopfhautmikrobiom
Stellt euch einmal vor, wie Millionen winziger Bakterien, Pilzen und Hefen auf eurem Kopf herumkriechen... Was wäre, wenn das, was nach einem überaus schmutzigen Ort klingt, genau das ist, was wir für eine gesunde Kopfhaut und kräftiges, glänzendes Haar brauchen?! Es wird Zeit, dass wir endlich die Vorstellung aus unseren Köpfen verbannen, dass Mikroben „böse“ sind. Schauen wir uns ein weiteres Beispiel an, das die unerwünschten Folgen der Bekämpfung von Mikroben zeigt.
Was geht auf unserem Kopf vor sich?
Mit 20 m2 ist die Haut das größte Organ des Körpers. Sie beherbergt viele verschiedene und einzigartige Mikrobiome – mit der Kopfhaut an „oberster Stelle“. Auf einer Fläche von 650 cm2 befinden sich durchschnittlich 100.000 Haarfollikel, die Talg absondern, um Kopfhaut und Haare zu fetten und ihr Austrocknen zu verhindern. [1]
Als Bewohner finden wir dort die Bakterien Cutibacterium acnes und Staphylococcus epidermidis sowie verschiedene Malassezia Pilzarten wie M. restricta, globosa und furfur. [2] Um Kopfhaut und Haare gesund zu erhalten, produzieren diese Mikroorganismen essenzielle Aminosäuren, Enzyme und Bakteriocine. Zudem synthetisieren sie B-Vitamine wie Biotin (B7), das für die Produktion von Keratin entscheidend ist – dem Protein, das den Hauptbestandteil von Haut und Haar bildet. [3]
Schuppen auf den Grund gehen
Die Erforschung des Kopfhautmikrobioms konzentriert sich auf die Rolle, die Mikroben bei Erkrankungen wie Schuppen oder Alopezie (Haarausfall) spielen. Bis zu 50 % der Weltbevölkerung leidet unter Schuppen, wobei mehr Männer als Frauen betroffen sind. [4] In der Vergangenheit wurden Pilze wie Malassezia als die Übeltäter angesehen und die Schuppenbehandlung war daher auf die Bekämpfung von Pilzen ausgerichtet. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass eine mikrobielle Dysbiose, an der sowohl Pilze als auch Bakterien beteiligt sind, die Ursache ist. [5] Eine Dysbiose kann zudem zu Hautreizungen, Juckreiz sowie zu gehemmtem Haarwuchs und sogar Haarausfall führen.
Die unsichtbaren Begleiterscheinungen von Schuppen
Aus medizinischer Sicht mögen Schuppen trivial erscheinen. Allerdings wird häufig übersehen, dass ihr lästiger und peinlicher ästhetischer Aspekt oft soziale und psychologische Probleme wie ein vermindertes Selbstwertgefühl mit sich bringt. [5, 4] Dieser wird jedoch genutzt, um die Vielzahl von Anti-Schuppen-Produkten zu vermarkten, die versprechen, die unerwünschten Flocken zu beseitigen. Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, ob die aggressiven Wirkstoffe in diesen Produkten, das mikrobielle Gleichgewicht nicht eher stören und das Problem damit sogar verschlimmern können?!
Produkte für eine gesunde Kopfhaut
Genau wie unsere Haut, werden auch unsere Kopfhaut und unsere Haare stark durch die Körperpflegeprodukte, die wir verwenden, beeinflusst. Wenn ihr überfordert seid und nicht wisst, welches Shampoo ihr wählen sollt, steckt den Kopf nicht in den Sand! Um die Kopfhaut zu pflegen und gesund zu halten, sollte übermäßiges Haarewaschen vermieden werden. Verwendet Mikrobiom-freundliche Produkte, die das Wachstum und die Vielfalt der Mikroorganismen nicht beeinträchtigen.
Auch unsere Kopfhaut zeigt einmal mehr, wie wichtig ein ausbalanciertes Mikrobiom ist. Also, Hut ab vor unseren kleinen Freunden, die sich von Kopf bis Fuß um unsere Gesundheit kümmern.
Sources / References:
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/srt.12613
- https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0225796
- https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcimb.2018.00346/full
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3129121/
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1467-2494.2006.00326.x