Läuft bei mir: am besten mit diesen Darm-Bakterien
Die Redaktion des SPIEGEL-Magazins scheint sich mit dem „Mikrobiom-Virus“ infiziert zu haben. Erst kürzlich berichteten wir voller Freude über die Print-Ausgabe 29/2019, die dem Darm und seiner Besiedlung mit Bakterien die Titelstory widmete (zum Artikel). Und nun folgt auch schon der nächste Artikel zum Thema, diesmal im >>> Online-Portal:
Laktate und Priopionate als Indikatoren für Belastungstoleranz
Der Artikel bezieht sich auf eine Veröffentlichung im >>> „Nature Magazine“ vom Juli 2019, die eine Studie der US-Amerikanischen Joslin Diabetes Center der Harvard School of Medicine in Boston, Massachusetts, vorstellt.
Grundlage war eine Untersuchung von Marathonläufern des Boston-Marathon im Jahre 2015. Es wurde von 15 Athleten eine Stuhlprobe genommen, je eine Woche vor und eine Woche nach dem Marathon. Auffallend war das erhöhte Vorkommen an Veillonella-Bakterien. Die Forscher vermuten, dass diese die bei erhöhter Muskelleistung anfallenden Laktate umwandeln. Das Abbauprodukt dieses Prozesses, die so genannten Propionate, fördern unter anderem die Zucker- und Fettverbrennung (>>> Wikipedia: Propionsäure) und diese Prozesse wiederum setzen Energie frei, die zum Beispiel der Muskel verwerten kann. Reicht die zur Verfügung stehende Energie im Körper nicht aus, steigt der Laktat-Wert. Laktat-Tests bei Sportlern als Indikator für Leistungsfähigkeit sind in der Sportmedizin längst Standard. Neu ist allerdings die These, dass man den Laktatwert durch seine Ernährung beeinflussen kann.
Leistungssteigernde Kuren in Arbeit
Diese Annahme wurde in einem Versuch mit Mäusen überprüft und bestätigt. Tiere, deren Darmflora künstlich mit den Veillonella-Bakterien angereichert wurde, erzielten im Hamsterrad um 13% bessere Ergebnisse als ihre Artgenossen. Das deutet auf einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Veillonella und Leistungsfähigkeit hin. Konsequenterweise würden Kuren, die die Ansiedlung von Veillonella begünstigen, eine höhere Leistung ermöglichen.
Wie in unseren Berichten schon an verschiedenen Stellen angemerkt, können Studien an Mäusen nicht uneingeschränkt auf den Menschen übertragen werden. Deswegen bleiben viele Thesen zum Thema Gesundheit auf der Ebene der Tierversuche stehen, da sich kaum Freiwillige für Vergleichsversuche am Menschen finden. Auf der Suche nach leistungssteigernden Mitteln bei Athleten werden sich aber mutmaßlich eher Testpersonen bereit erklären, die an einer Studie teilnehmen wollen. Forscher arbeiten also schon an einer Art Kur auf Basis von Probiotika speziell für Athleten. Die Ergebnisse sollten das gesündeste Doping in der Geschichte des Leistungssports darstellen.
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