Die Genetik beeinflusst unser Mikrobiom
Das Thema Mikrobiom ist momentan ein sehr großes Thema und es werden immer mehr Zusammenhänge zwischen den Mikroben die uns besiedeln und unserem Wohlbefinden herausgefunden. Wenn über das Mikrobiom gesprochen wird, wird aber meistens vergessen, dass das Mikrobiom nur einen Teil eines sehr komplexen Zusammenspiels ausmacht. Die Zusammensetzung unseres Mikrobioms wird beeinflusst von der Ernährung, Lebensstil, frühe mütterliche Übertragung, Immunstatus und von der Genetik jedes Individuums.
Wir sind ja schon sehr froh, dass das Bewusstsein um die Mikroben welche mit uns leben, Einzug in die Forschung und langsam auch das allgemeine Bewusstsein gefunden hat. Lang genug haben wir diese wichtigen Mitbewohner mit Medikamenten und Hygiene malträtiert.
Allerdings scheint es nun oft so, als wäre das Mikrobiom allein für alles verantwortlich und als wäre es beliebig zu unseren Gunsten manipulierbar.
Eine aktuelle >>> Studie zeigt, dass es eben doch nicht so einfach ist. Laut dieser Studie spielt die Genetik im Zusammenhang mit unserem Mikrobiom eine größere Rolle als vermutet und hat auch Einfluss darauf, welche Mikroben sich bei uns ansiedeln. In dieser Studie hat die Forschergruppe untersucht inwieweit Umwelteinflüsse die Entstehung des Mikrobioms in neugeborenen Mäusen beeinflusst. Dazu gehört auch die vaginale Beimpfung mit Bakterien durch die Mutter während der Geburt.
Experimente mit Mäusen zeigen kaum Unterschiede
In den Experimenten wurden genetisch unterschiedliche Mäuse gekreuzt um genetisch identische Nachkommen zu generieren. Die Mikroben der genetisch unterschiedlichen Eltern unterschieden sich zu ca. 20%, die der Nachkommen mit identischen Erbanlagen unterschieden sich untereinander nur noch zu 3%. Es wurden jeweils eine weibliche und eine männliche Maus zweier unterschiedlicher genetischer Herkünfte mit dem jeweils anderen genetischen Part gekreuzt (anschaulich: ♀A♂B und ♀B♂A -Paare). So entstanden zwei Gruppen an Nachkommen, welche genetisch identisch zueinander waren, jedoch unterschiedliche Mütter hatten. Obwohl die Nachkommen jeweils nur gemeinsam mit der Mutter gehalten wurden, hat sich ihr Mikrobiom nicht an das der Mutter angepasst.
Zu den Daten muss allerdings gesagt werden, dass sich hier nur auf einen kleinen Teil der bakteriellen Zusammensetzung des jeweiligen Mikrobioms bezogen wird, da alle Mikrobiome sehr ähnlich zueinander waren. Außerdem wurde, trotz der hohen mikrobiellen Ähnlichkeit der Nachkommen zueinander ein geringer, jedoch zu vernachlässigender, Einfluss der jeweiligen Mutter gesehen. Eine größer angelegte Studie würde eventuell einen bedeutenderen Einfluss der Mutter zeigen.
Die Kombi macht's
Fazit dieser Studie ist allerdings, dass die genetische Veranlagung einen starken Einfluss auf die Zusammensetzung unseres Mikrobioms hat. Der Aufbau der Darmschleimhaut, unterschiedlicher Stoffwechsel (wie z. B. Gallensäuresekretion), antimikrobielle Peptide oder die Toleranz des Immunsystems können die mikrobielle Besiedelung unseres Körpers steuern.
Keine dauerhafte Veränderung des Mikrobioms möglich?
Diese Erkenntnisse sind nicht neu, werden aber von dieser Studie gestärkt. So lässt sich erklären, dass ein Mikrobiom sich nicht einfach dauerhaft verändern lässt. Es passt sich zwar, in einem gewissen Rahmen, immer an die Umstände an, kehrt jedoch, sobald die Einflüsse sich wieder ändern, schnell in seinen Ursprungszustand zurück. Das Einnehmen von Probiotika zeigt nur eine Wirkung, so lange die Probiotika eingenommen werden. Eine Nahrungsumstellung kann das Gleichgewicht des Mikrobioms ändern, dieses bleibt aber nur so lange bestehen, wie die Nahrungsumstellung anhält.
Wir haben es also, zumindest teilweise, in der Hand, welchen Bakterien wir die Oberhand geben. Die Basis unserer mikrobiellen Besiedelung liegt allerdings schon in unseren Genen.
Dir gefällt was du gelesen hast? Teile es mit deinen Freunden!
- Genetik
- Mikrobiomforschung