Studien zum Mikrobiom explodieren
Dies ist ein Gastbeitrag von Fabian Geyer. Er ist Teil des Kommunikationsteams von BIOMES.
Vermehren wie die Einzeller –
Die explodierende Zahl an Studien zum Mikrobiom
Phrasen wie „Du bist was du isst“ oder auch „Der Mensch beherbergt mehr als doppelt so viele Mikroorganismen in und an seinem Körper wie er körpereigene Zellen hat“ laufen einem öfter mal über den Weg, befasst man sich mit dem Thema Mikrobiom. Das zweite Genom, als das es auch bezeichnet wird. Wir sind also nicht nur durch unsere DNA determiniert, sondern auch noch von unseren Bakterien gesteuert? Na ja, so in etwa. Im Gegensatz zu unserer genetischen Disposition können wir die körpereigene Bakterienzusammensetzung beeinflussen. Zum Positiven wie zum Negativen. Mal außer Acht gelassen, dass wir die DNA unserer Nachkömmlinge rein technologisch auch bereits alterieren können.
Das Thema Mikrobiom ist in der Schulmedizin noch nicht angekommen
In der Wissenschaft ist das Mikrobiom längst ein Trend. In der Öffentlichkeit bekommt es immer mehr Aufmerksamkeit. In der Schulmedizin ist es noch nicht angekommen – aus verschiedenen Gründen. Die Zahl der Studien zum Mikrobiom ist in den letzten 21 Jahren rasant angestiegen, wir sprechen von einem fünfstelligen Betrag in der Gesamtsumme (s. Grafik). Nachdem das menschliche Genom mehr oder weniger entschlüsselt wurde, hat man sich auch zunehmend auf die Entschlüsselung des Bakterien-Genoms konzentriert. Dank sich fortwährend entwickelnder DNA-Seqenzierungsmethoden konnte das Erbgut eines Lebewesens immer genauer bestimmt werden.
Die Zahl der Studien zum Mikrobiom ist in den letzten 21 Jahren rasant angestiegen:
Die Erforschung des mikrobiellen Kosmos wird noch viele Jahre anhalten
Die Hochdurchsatzsequenzierung ist nach wie vor state-of-the-art-Technologie in Sachen DNA-Analysen, beim Menschen wie beim Kleinstlebewesen. Da man bei der Welt der Mikroorganismen, allen voran Bakterien, geradezu von einem Kosmos sprechen kann, ist es nachvollziehbar, dass ihre Erforschung einige Zeit in Anspruch nahm und bis auf viele Jahre noch anhalten wird. Auf der untersten taxonomischen Ebene („strain“) werden mehrere Millionen, wenn nicht gar Hunderte Millionen unterscheidbare Mikroorganismen vermutet.
In den letzten 5 Jahren gab es eine regelrechte Explosion an Studien zum Mikrobiom
Das menschliche Mikrobiom ist bis dato recht gut untersucht. Aufgrund der wachsenden Bedeutung für den menschlichen Organismus begann man, immer mehr Geld in diesen Forschungszweig zu stecken. Mit öffentlichen wie privaten Geldern wurden und werden eine Vielzahl an wissenschaftlichen und klinischen Studien angestellt. In den letzten 5 Jahren gab es eine regelrechte Explosion an Studien zum Mikrobiom. In Kombination mit den technologischen Entwicklungen seit den 1990er Jahren und deren Verfeinerungen in den darauffolgenden Jahren mutierte das Forschungsfeld Mikrobiom zu einem ganz klaren Trendthema.
Krank? Werden wir nicht. Gibt doch für alles Medikamente
Auch in der Öffentlichkeit spürt man, dass es eine Sensibilisierung für dieses Thema gibt. Die Menschen leben und essen (wieder) bewusster, der Fitness- und Ernährungstrend reißt nicht ab. Ein Lifestyle, der sich auf die Wissenschaft stützen kann. Noch vor 20-30 Jahren hat man eben gegessen, was das Angebot hergab. Der moderne Lebensstil mit Full-Time-Job für Mann und Frau ließ es nicht mehr zu, jeden Tag oder jeden zweiten frisch zu kochen. Krank? Werden wir nicht. Gibt doch für alles Medikamente. Essen war und ist an jeder Ecke in Großstädten verfügbar. In der Mittagspause tut es auch mal ein Tiefkühlgericht. Ernährungsstudien benötigten eine Weile, um Langzeitschäden von Stress und falscher Ernährung aufzuzeigen. Heute wissen wir, dass ein Großteil heutiger, zumeist westlich geprägter, Erkrankungen aus der falschen Ernährungsweise resultiert. Die WHO hat sie mittlerweile auch ganz oben auf die Liste der Ursachen für chronische Krankheiten gesetzt.
Industrialisierung, Technologisierung und Kommerz gingen auf Kosten der Gesundheit der Menschen
Längst gibt es einen spürbaren Gesundheitstrend in der Bevölkerung. Dank des mittlerweile starken wissenschaftlichen Unterbaus ist dies mehr als nachvollziehbar und man sollte wohl eher von einem neuen Gesundheitsbewusstsein sprechen. Industrialisierung, Technologisierung und Kommerz haben die Moderne geprägt. Dass dies auf Kosten der Gesundheit der Menschen ging, ist mittlerweile mehr als deutlich geworden. Die Bedeutung des Mikrobioms ist Teil eines neuen Bewusstseins weg von übermäßiger Medikation, schlechter Ernährung, Stress, Bewegungslosigkeit und zunehmender Urbanisierung.
Das deutsche Gesundheitswesen ist noch nicht in der heutigen Zeit angekommen
Dass Technologie und kommerzielle Aspekte auch ihr Gutes haben, ist am Beispiel der Gesundheitsbranche zu sehen; das deutsche Gesundheitswesen hingegen ist noch nicht ganz in der heutigen Zeit angekommen. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, präventiv zu handeln, sich zu erkunden und zu tracken. Die Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, die Schritte, die wir täglich gehen. Da liegt es nur nahe, dass wir uns auch über unsere Bakterienzusammensetzung informieren möchten. Dank der neuartigen Technologie und dem entsprechenden Wissen ist es nun möglich, auch diese zu analysieren und zu tracken. Das Potenzial, Gesundheit zu vermarkten, wird schon seit längerem ausgeschöpft. Tendenz steigend. Einen Teil davon bildet mittlerweile auch die Analyse des eigenen Mikrobioms, da es viele Antworten zu unserer Gesundheit bereithält. Auch dieses Potenzial wird mittlerweile schon ausgeschöpft. Weltweit gibt es private Unternehmen, die neben Human-DNA-Tests auch Mikrobiom-Analysen durchführen. Ganz ohne Arzt oder Therapeuten. Eine neue Art, sich zu erkunden. Und da sich derartige Analysen sowohl an Menschen mit Beschwerden als auch Menschen, die sich erkunden und gegebenenfalls optimieren möchten, richten, ist die Nachfrage hoch. Der Forschungsboom in diesem Bereich ist auch dem privaten Sektor mit zu verdanken.
Wir sind nicht allein
Manchen Menschen macht die Welt der Mikroorganismen Angst. Für manche ist sie ein Zeichen dafür, nicht allein zu sein, dafür, dass man es nur gemeinsam schaffen kann – in gesunder Symbiose mit seiner Umwelt. Ist das Wesentliche für das Auge vielleicht wirklich unsichtbar?