Autismus korreliert mit einem veränderten Darmmikrobiom
Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die unter anderem die Art und Weise beeinflusst, wie ein Individuum seine Umgebung empfindet. Bei dieser Störung spielen sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle. Bei den meisten ASS-Patienten gehen gastrointestinale Symptome wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen begleitend einher. Diese Verbindung deutet stark darauf hin, dass eine Wechselbeziehung zwischen dem Darmmikrobiom und ASS besteht. Der Einfluss des Darmmikrobioms auf das Nervensystem könnte über die Darm-Hirn-Achse erfolgen. Zunehmende Hinweise zeigen, dass mikrobiotische Toxine, die von einem gestörten Darmmikrobiom stammen, das neuroendokrine, neuroimmune und das autonome Nervensystem beeinflussen.
Bei ASD-Patienten besteht eine erhöhte Durchlässigkeit des Darmtraktes
Eine grundlegende Tatsache, die den Hinweis für den Einfluss des Darms auf ASS unterstützt, ist die erhöhte Permeabilität des Darmtrakts bei ASS-Individuen, die als „leaky gut“ bezeichnet wird. Darüber hinaus ist die Blut-Hirn-Schranke bei ASS-Patienten beeinträchtigt, was den Eintritt von bakteriellen Metaboliten und Toxinen in das Nervensystem erleichtert.
Wie auch bei anderen Störungen, die mit einer Dysbiose (Störung) des Darmmikrobioms korrelieren (siehe auch: Auswirkungen eines geschädigten Mikrobioms), scheint auch ASS bei Kindern mit gestörten Mikrobiomen wahrscheinlicher zu sein. Umweltfaktoren wie mütterliche Fettleibigkeit in der Schwangerschaft, Kaiserschnitt, Säuglingsnahrung, Antibiotikagabe während der Schwangerschaft und in den ersten drei Lebensjahren erhöhen höchstwahrscheinlich das ASS-Risiko. Kinder mit ASS nehmen in früher Kindheit im Durchschnitt signifikant mehr Antibiotika. Daher können frühe Lebensereignisse, die eine natürliche Entwicklung des kindlichen Darm-Mikrobioms verbessern, die Notwendigkeit von Antibiotika später verhindern.
Die Veränderungen der bakteriellen Mikroflora im Darm von ASS-Individuen scheinen das Wachstum von Hefen (Candida) zu fördern, die Ammoniak und Toxine freisetzen, die autistisches Verhalten induzieren können. Ein gesundes Mikrobiom würde die Vermehrung von Candida verhindern.
Die Modulation des Darmmikrobioms ist eine mögliche Therapie
Bisher gibt es keine Therapie für ASS, vielmehr erhalten Eltern eine Intervention, die auf die spezifischen Bedürfnisse von ASS-Kindern zugeschnitten ist. Alle bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Modulation der Darmmikroflora eine mögliche Therapie für ASS-Patienten darstellt. Probiotika, Präbiotika, fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) und verschiedene Diäten wären mögliche Optionen.
Behandlungen mit Probiotika mit beispielsweise Lactobacilli oder Bifidobakterien haben in mehreren Studien an Mensch und Maus eine Verstärkung der Darmbarriere gezeigt. Bei Mikrobiom-Behandlungen fehlen jedoch immer noch multizentrische, groß angelegte, randomisierte und kontrollierte Studien, die notwendig sind, um mögliche Nebenwirkungen auszuschließen, insbesondere bei Kindern mit ASS.
Mehr darüber:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fncel.2017.00120/full