Pathogene Bakterien – Infektionskrankeiten

Mehr als 1,2 Millionen Menschen starben im Jahr 2019 einer Schätzung zufolge an einer Infektion mit einem Antibiotika-resistenten Erreger, s. das Fachmagazin "The Lancet".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert bis 2050 13 Millionen Todesfälle durch Infektionen und weitere 10 Millionen Todesfälle - mehr als derzeit an Krebs sterben - durch Antibiotika-resistente Infektionen, sofern keine Maßnahmen ergriffen werden. Die Mehrzahl dieser Todesfälle wird nur von wenigen Krankheitserregern verursacht.

 

Tuberkulose tritt wieder auf

Die steigende Antibiotikaresistenz und der Mangel an neuen antimikrobiellen Wirkstoffen verlangsamen den Rückgang der durch Infektionen verursachten Todesfälle. In den letzten 50 Jahren wurden nur zwei neue antibakterielle Medikamente entwickelt, sowohl Antibiotika gegen Staphylococcus als auch gegen andere gram-positive Organismen (mit vorbestehender Resistenz bei Markteinführung). Vorher kontrollierte Krankheiten wie Tuberkulose treten wieder häufiger auf und bringen hoch antibiotikaresistente M. tuberculosis-Stämme mit sich.

Infektionen Weltweit

Akute und chronische Infektionen

Ein gut angepasster Krankheitserreger, der im Gleichgewicht mit seinem Wirt lebt und nur minimale Schäden verursacht, kann chronische Infektionen verursachen. Bakterien, die chronische Infektionen verursachen, können lange Zeit "schlafen" und bestehen bleiben, ohne etwas anderes als Platz zu benötigen. Selbst Antibiotika können ihnen nichts anhaben, da sie sich nicht teilen und nichts  verstoffwechseln. Nur wenn das Immunsystem des Wirts geschwächt wird, wachen die Bakterien auf und lösen Krankheiten aus.

Dies kann passieren, wenn eine akute Infektion auf dem Weg ist. Diese Art von Infektion ist durch ihren schnellen und dramatischen Beginn erkennbar. Zu den gefährlichsten akuten Infektionen zählen Atemwegsinfektionen, die insbesondere bei Kindern in Entwicklungsländern zu hohen Sterblichkeitsraten führen (~ 4 Millionen Todesfälle im Jahr 2002), gefolgt von der chronischen HIV-Infektion und der akuten Infektionskrankheit Durchfall.

Die weltweite Verbreitung von antibiotikaresistenter Bakterien ist eine fundamentale Bedrohung für die Menschheit.

Die besonders gefährlichen hochresistenten Bakterien finden sich in Krankenhäusern. Hier treffen diese Bakterien, z.B. Pseudomonas aeruginosa, auf geschwächte Immunsysteme und können zum Tod führen. Jedes Jahr kommen 2,5 Millionen Infektionen in Krankenhäusern vor, davon allein 90.000 in Europa. Die Patienten treten in einen Teufelskreis ein in dem sie Antibiotika gegen die Infektion oder als Prophylaxe nehmen, somit das schützende Mikrobiom zerstören und die Entwicklung weiterer Resistenzen fördern, wodurch mehr Superkeime entstehen, die schließlich den Wirt töten, weil das Immunsystem nicht in der Lage ist, sie zu bekämpfen. Zudem steht auch kein wirksames Antibiotikum mehr zur Verfügung.

Gesunde Menschen, die ein intaktes Mikrobiom haben, können nur infiziert werden, wenn sie von einer "großen Armee" infektiöser Agenzien (in den meisten Fällen Viren oder Bakterien) befallen werden. In diesem Fall müssen das Immunsystem und das Mikrobiom ihre "Soldaten" rekrutieren, um die Infektion zu bekämpfen, aber bis der Kampf vorbei ist, liegen wir (die Wirte) krank im Bett, während der Kampf tobt.

Bei immundefizienten Menschen, auch bei einem geschädigten Mikrobiom, ist die Situation anders.

Das ist richtig, eine Antibiotikatherapie, die vorher eine akute Infektion geheilt haben könnte (wenn sie durch Bakterien verursacht wurde), schwächt auch die Fähigkeit des Patienten, den nächsten Erreger abzuwehren, da er die guten kommensalen Bakterien abgetötet hat, welche die beste Abwehr gegen eindringende pathogene Bakterien wären. Für eine Person mit einem intakten Mikrobiom müssen Hunderttausende von Bakterien eindringen, um eine Infektion hervorzurufen, während bei Personen, die eine Antibiotikatherapie erhalten haben, nur wenige Bakterien ausreichen, um eine ernsthafte Infektion hervorzurufen. Dieses Phänomen wurde sowohl bei Menschen als auch bei Experimenten an Mäusen beobachtet.

Menschen, die einige Zeit vor einer Ansteckungswelle Antibiotika eingenommen haben, infizieren sich eher (fast tödlich) als diejenigen, die zuvor keine Antibiotika eingenommen haben.

In den 1950er Jahren beobachteten Marjorie Bohnhoff und C. Phillip Miller dieses Ereignis während einer Reihe von Experimenten zur Untersuchung der Darmmikroflora von Mäusen. Sie infizierten die Mäuse mit Salmonella enteritidis, einem Erreger für schwere Durchfälle beim Menschen. Um eine Infektion bei gesunden Mäusen zu verursachen, mussten sie bis zu 100.000 Bakterien injizieren. Eine zweite Gruppe von Mäusen erhielt vor der Infektion ein Antibiotikum (Streptomycin), und einige Tage später bekamen sie Salmonellen. Für diese Mäuse genügten nur 3 Bakterien, um eine Infektion zu induzieren! Das ist ein 30.000-facher Unterschied! Die Wissenschaftler forschten weiter zu diesem Thema und fanden ähnliche Ergebnisse mit verschiedenen Antibiotika. Selbst wenn die Antibiotika-Verabreichung bereits Wochen zuvor stattgefunden hatte, reichten dennoch nur wenige Bakterien aus, um eine Infektion auszulösen.

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