In vielerlei Hinsicht sind wir mehr Mikroben als Menschen.
Die Zahl unserer mit uns lebenden Mikroben (inklusive Bakterien, Viren und Pilze) übersteigt die Zahl der körpereigenen Zellen um einen Faktor von 1,3. Die Gene der Bakterien übersteigen die Zahl unserer menschlichen Gene sogar um einen Faktor von 150:1! Diese bakteriellen Gene sind wichtige Werkzeuge für uns, welche wir nicht selber besitzen. Ohne diese Werkzeuge würden wir uns gar nicht gut fühlen, tatsächlich würden wir nicht überlebensfähig sein.
Bisher haben wir diese große Bakterienpopulation – welche mit uns in enger Symbiose lebt – wie einen Feind behandelt ohne zu realisieren, dass wir uns selbst dabei schaden. Unsere Körper vereinen so vielfältige Ökosysteme wie es unser Planet Erde tut, in jedem Teil unseres Körpers befindet sich ein einzigartiger Lebensraum mit einzigartigen Eigenschaften welche genau zu dieser Körperstelle passen. Eine Störung dieser Lebensgemeinschaften, auch Dysbiose genannt, macht uns krank – wie krank finden wir gerade erst heraus.
Antibiotika können eine Dysbiose erzeugen
Die größte Bedrohung für unser Mikrobiom sind Antibiotika. In den vielen Jahrzenten, in denen Antibiotika weit verbreitet konsumiert wurden, haben sie die Balance des Mikrobiom stark verändert.
Ein Anstieg von Typ I Diabetes und Asthma wird ebenfalls mit dem exzessiven Gebrauch von Antibiotika in Verbindung gebracht.
Die Dysbiose wirkt sich auf unser gesamtes Wohlbefinden aus.
Die Vernichtung unserer uns zuträglichen Bakterien macht uns angreifbarer gegenüber pathogenen Bakterien, welche einen leergefegten Lebensraum vorfinden, indem sie sich breit machen und uns schädigen können. Das Mikrobiom kann sich zwar erholen, jedoch kann das Jahre dauern. Bei immungeschwächten Menschen ist es noch schwieriger, was in einen endlosen Kreislauf aus weiterer Antibiotikaeinnahme und noch stärkerer Schädigung des Mikrobioms endet.
Viele Krankheiten werden mit einem geschädigten Mikrobiom in Verbindung gebracht:
Immunsystem
Das Mikrobiom hat eine sehr wichtige Aufgabe in unserem Körper: das Training unseres Immunsystems. Viele Autoimmunkrankheiten sind das Ergebnis eines gestörten adaptiven Immunsystems.
Erkrankungen des Verdauungssystems
Ein sehr bekannter Fall eines gestörten Lebensraumes in unserem Körper ist die Antibiotika-assoziierte Diarrhoe, Fettleibigkeit, entzündliche Darmerkrankungen und Magen-Darm-Krebs.
Hautkrankheiten
Viele von uns kennen diese Hautkrankheit aus der Pubertät - und wir waren nicht allein: 85 % der Teenager sind von Akne betroffen. Auch Neurodermitis ist weit verbreitet, vor allem bei Kindern.
Nervensystem
Hörst du auf dein Bauchgefühl? Dieses alte Sprichwort trägt mehr Wahrheit in sich als du denkst. Dein Darm beeinflusst deine Gefühle und dein Gehirn kontrolliert deinen Darm über die Darm-Hirn-Achse.